Publication date: 27 Juli 2023 - 12:30

Nach den gefeierten Einzelausstellungen von Vermeer und Rembrandt präsentiert das Rijksmuseum 2024 Frans Hals, eine Ausstellung mit rund 50 der größten Gemälde des niederländischen Meisters, viele davon Leihgaben aus bedeutenden internationalen Sammlungen. Die Ausstellung läuft vom 16. Februar bis zum 9. Juni 2024.

Frans Hals gilt als einer der erfindungsreichsten Künstler des 17. Jahrhunderts und zeichnet sich durch seinen lebhaften, impressionistischen Malstil aus. Von stattlichen Regenten bis hin zu fröhlichen Musikern und Kindern: Mit beispielloser Kühnheit und großer Virtuosität fing er seine Porträtierten in all ihrer Lebendigkeit ein und ließ sie auf der Leinwand leben und atmen.

Die Ausstellung im Rijksmuseum ist auch deshalb ein Meilenstein, weil das berühmteste Gemälde von Frans Hals, Der lachende Kavalier von 1624, zum ersten Mal seit mehr als 150 Jahren in die Niederlande zurückkehrt. Es reist von der Wallace Collection in London, wo es seit 1870 hängt, in die Niederlande. Die vorübergehende Rückkehr des Porträts in die Niederlande folgt auf die historische Entscheidung des Londoner Museums, seit 2019 erstmalig Kunstwerke auszuleihen.

Die Ausstellung Frans Hals wird vom Rijksmuseum in Zusammenarbeit mit der National Gallery, London, und der Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, sowie durch eine besondere Kooperation mit dem Frans Hals Museum in Haarlem realisiert. Zu den Werken, die exklusiv im Rijksmuseum zu sehen sind, gehören zwei Leihgaben des Haarlemer Frans Hals Museums: Das Festmahl der Offiziere der St. Georg Schützengilde aus dem Jahr 1616, das bisher noch nie verliehen wurde, und Die Regenten des Altmännerhauses (um 1664). Dazu kommen der Der Fischerjunge (um 1630) aus einer Privatsammlung und der Der Lachende Junge (um 1625) aus dem Mauritshuis in Den Haag.

*Die Besucherinnen der Frans Hals-Ausstellung des Rijksmuseums haben die Möglichkeit, Frans Hals in seiner ganzen Bandbreite zu erleben, indem sie die Stadt Haarlem besuchen, wo der Künstler lebte, arbeitete und starb. Nur 15 Minuten mit dem Zug von Amsterdam entfernt, befinden sich in Haarlem das Frans Hals Museum und die St. Bavo Kirche, wo Hals begraben wurde.

Erste große Ausstellung seit über 30 Jahren

Nach den monografischen Ausstellungen zu Rembrandt (2015 und 2019) und Vermeer (2023) widmet das Rijksmuseum nun seine erste große Ausstellung Frans Hals. Es ist die erste Ausstellung seines Werks in diesem Umfang seit der Schau von 1989-1990, die in der Royal Academy of Arts in London, im Frans Hals Museum in Haarlem und in der National Gallery of Art in Washington gezeigt wurde.

Meister des Lebens und des Lachens

Frans Hals (geb. 1582/1584 in Antwerpen – gest. 1666 in Haarlem) bemühte sich eindrucksvoll, seine Sujets so überzeugend wie möglich als lebendig agierende, ja temperamentvolle Menschen darzustellen. Er erreichte dies, indem er bewusst und mutig einen einzigartigen Stil entwickelte, der in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts völlig neu war: Hals entschied sich für eine schnelle Pinselführung, um seinen Porträts eine noch nie dagewesene Dynamik zu verleihen. Er ist einer der wenigen Künstler in der Geschichte der abendländischen Kunst, denen es gelungen ist, lächelnde oder auch lachende Menschen zu malen – die meisten Maler scheuten vor dieser Herausforderung zurück, weil sie so schwierig ist. In der Ausstellung des Rijksmuseums werden die Personen, die Hals gemalt hat, durch die Erkundung ihrer individuellen Identität und ihres sozialen Lebenskontextes noch lebendiger. Malle Babbe zum Beispiel muss eine vertraute Figur in den Straßen von Haarlem gewesen sein, und Pekelharing (Der lustige Zecher) war wahrscheinlich ein Schauspieler, der mit einer britischen Theatertruppe auf Tournee war.

Virtuos

Der individuelle Stil und die ausgefeilte Technik von Frans Hals brachten ihm schon zu seiner Zeit den Ruf eines Virtuosen ein, wie ihn sonst nur Rembrandt in den Niederlanden und Velázquez in Spanien hatten. Er war ein gefragter Porträtist bei den wohlhabenden Bürgern von Haarlem und anderen Städten der Region. Im Laufe des 18. Jahrhunderts geriet Hals' Werk jedoch allmählich in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte der französische Kunstkritiker und Journalist Théophile Thoré-Bürger (1807-1869) sein Werk wieder, ebenso wie das von Vermeer. Bis in die 1960er Jahre wurde Frans Hals neben Rembrandt und Vermeer als einer der "großen Drei" der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts gefeiert. Daraufhin ließ das Interesse an dem Künstler jedoch wieder deutlich nach, bevor er nun in seiner ganzen kunsthistorischen Bedeutung gebührend gefeiert wird.

Wegbereiter des Impressionismus

Die ausdrucksstarke, gestische Pinselführung des Künstlers gilt seit jeher als die charakteristischste Eigenschaft seiner Kunst. Mit Recht kann er als Vorläufer des Impressionismus bezeichnet werden. Hals' virtuoser Stil beeinflusste spätere Künstler wie Gustave Courbet, Édouard Manet, James McNeil Whistler, Claude Monet, Max Liebermann, Vincent van Gogh sowie John Singer Sargent. Fast alle von ihnen besuchten Haarlem, um seine Einzelporträts oder auch Gruppendarstellungen wie die der Bürgerwehren zu studieren und zu bewundern.

Leihgaben

Die Ausstellung Frans Hals präsentiert ausgewählte Schlüsselwerke aus dem Gemälde-Oeuvre des Künstlers, das derzeit in seiner Gesamtheit etwa 200 bekannte Werke umfasst. Zu sehen sind u.a. die Werke Der lachende Kavalier (1624, Wallace Collection, London), das erstmals seit 1870 wieder ausgeliehen wird, Bildnis der Catharina Hooft mit ihrer Amme (um 1619/20), Malle Babbe (um 1640, Gemäldegalerie Berlin), Familiengruppe in einer Landschaft (um 1646, Museo Nacional Thyssen-Bomemisza, Madrid), Junge Frau mit Obst- und Gemüsestand (1630, Privatsammlung) und Der Lautenspieler (um 1623, Musée du Louvre, Paris). Das Frans Hals Museum in Haarlem leiht vier seiner Miliz- und Regentenbilder aus. Hals' frühestes Milizgemälde Das Festmahl der Offiziere der St. Georg Schützengilde (1616, Frans Hals Museum) wird Haarlem zum ersten Mal verlassen.

Thematische Ausstellung

Die National Gallery in London und die Gemäldegalerie in Berlin werden die Frans Hals-Ausstellung vor bzw. nach der Station in Amsterdam zeigen. Im Gegensatz zu den Ausstellungen in London und Berlin, die einen chronologischen Ansatz verfolgen, wird die Ausstellung im Rijksmuseum einen thematischen Schwerpunkt haben. Jede der zehn Galerien des Phillips-Flügels wird einem anderen Aspekt von Hals' Werk gewidmet sein, wie z. B. dem Lächeln und dem Lachen, der Familie, den männlichen Einzelporträts, den kleinformatigen Gemälden, den Gruppenporträts und den Pendant-Bildern.

Kuratoren und Ausstellungsgestaltung

Die Ausstellung Frans Hals wurde von den Kuratoren des Rijksmuseums für die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, Friso Lammertse und Tamar van Riessen, in Zusammenarbeit mit Bart Cornelis von der National Gallery in London kuratiert. Der französische Architekt und Designer Jean-Michel Wilmotte entwarf das Ausstellungsdesign. Das Grafikdesign der Präsentation und die begleitenden Publikationen stammen von der bekannten niederländischen Designerin Irma Boom.

Publikation

Autor: Bart Cornelis, Friso Lammertse, Justine Rinnooy Kan, Jaap van der Veen
Erhältlich in niederländischer und englischer Sprache, 224 Seiten, Softcover, 35 €.
Niederländisch: ISBN 978 94 9266 043 5 / Englisch: ISBN 978 94 9266 044 2

Öffentliches Programm

  • Ein Online-Erlebnis, das Leben und Werk von Hals anhand von Geschichten und ultrahochauflösenden Bildern näher beleuchtet (in Anlehnung an das erfolgreiche Online-Erlebnis Closer to Vermeer)
  • Audio-Führung
  • Führungen: für Hörgeschädigte (niederländische und englische Gebärdensprache), für Sehbehinderte und für Menschen mit Behinderungen
  • Familienpaket mit Quiz und Aufgabenstellungen, kreative Aktivitäten für Kinder
  • Vortrag an jedem letzten Sonntag des Monats


Mehr Informationen:

Wichtige Unterstützung

Die Frans Hals-Ausstellung wird unter anderem von Ammodo, dem Internationalen Kreis des Rijksmuseums und den Rijksmuseums-Mäzenen ermöglicht.
Das Rijksmuseum ist dankbar für alle Formen der Unterstützung, die es erhält. Staatliche Mittel, Beiträge aus der Wirtschaft und von Förderorganisationen sowie Schenkungen, Vermächtnisse und Freunde sind für das Rijksmuseum von großer Bedeutung.

Ausstellungsorte für Frans Hals

The National Gallery, London, 30. September 2023 - 21. Januar 2024
Das Rijksmuseum, Amsterdam, 16. Februar 2024 - 9. Juni 2024
Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, 12. Juli 2024 - 3. November 2024

05. Dezember 2023 (aktualisierte Fassung der Pressemitteilung vom 27. Juli 2023)